JavaScript Illustration in Neonfarben, um die Verschmelzung von Scripting und Publishing in der Druckvorstufe zu umreissen.
JavaScript in der Druckvorstufe

JavaScript in der Druckvorstufe

Nicole Wüthrich
29. November 2022 – 4 min Lesezeit

Die Programmiersprache JavaScript kennen wohl die meisten von euch aus dem Webbereich. Einfache sowie komplexe Abfragen und Funktionen können damit programmiert und mit jedem Browser ausgegeben werden. JavaScript bietet aber auch für die Druckvorstufe grossen Nutzen. Tatsächlich war mir dies, trotz meiner jahrelangen Berufserfahrung als Polygrafin, lange nicht bewusst. Weder während meiner vierjährigen Ausbildung noch danach im Berufsalltag hatte ich Berührungspunkte mit JavaScript. Und dies, obwohl es ein integrierter Bestandteil der Adobe Applikation «InDesign» ist, welche ich fast täglich nutze.

 

Ein grosser Schritt für mich, ein …

Skripte-BedienfeldMeine ersten Erfahrungen mit JavaScript machte ich, als ich Anfang 2018 Teil von Salted wurde. Wir legen nicht nur Wert darauf, wie ein Endprodukt aussieht, sondern auch in welcher Qualität und mit welcher Effizienz dieses produziert wurde. Und um Letztere zu erreichen, helfen unter anderem JavaScripts in InDesign. Damit können wir die sich immer wiederholenden Arbeiten automatisieren und somit intern viel Zeit und für unsere Kunden viel Geld sparen. Und es muss sich dabei nicht immer um komplexe Gesamtlösungen handeln, die komplette Publikationen ab dem PIM vollautomatisieren. Bereits die Automatisierung weniger aufeinanderfolgender Teilaufgaben kann Grosses bewirken. Kurz gesagt: fast alles, was mit der normalen InDesign Benutzeroberfläche umsetzbar ist, kannst Du auch über ein Skript erreichen.

 

 

 

Offen für uns alle

Das Tolle ist, Adobe liefert bereits einige Beispiel-JavaScripts mit, welche über das Skripte-Bedienfeld in InDesign für jeden von uns zugänglich und editierbar sind. So zum Beispiel das «SplitStory.jsx» mit welchem Du alle verketteten Textrahmen im Dokument per Klick über mehrere Seiten entketten kannst. Oder mit dem «PlaceMultipagePDF.jsx» beispielsweise, platzierst Du jede Seite eines mehrseitigen PDFs automatisch auf einzelnen Seiten im neuen oder bereits geöffneten Dokument. Wir InDesign-Anwender:innen wissen genau, wie zeitintensiv und mühselig dies ohne Skript ist! Kleiner Tipp: noch mehr Einstellungsmöglichkeiten bietet das erweiterte Skript «MultiPageImporter.jsx»; zum gratis Herunterladen auf GitHub.

Ebenfalls sehr beliebt in jeder Druckvorstufe, sollte das Skript «FindChangeByList.jsx» bzw. die «FindChangeList.text» im dazugehörigen Ordner sein. Denn darin lässt sich mit ein wenig GREP-Knowhow alles was die Suchen/Ersetzen-Funktion bietet, gezielt formulieren und schliesslich per Klick auf das oben genannte Skript über den gesamten Text ausführen. Du kannst somit pro Projekt eine individuelle Liste anlegen, welche die spezifischen Anforderungen an den Text erfüllt und hast damit alle mikrotypografischen Anpassungen – per Mausklick – erledigt! Wie cool ist das denn?

 

Noch einen draufsetzen

Aktuell stellen wir unsere PDF-Export-Prozesse mithilfe von JavaScript um. Damit stellen wir sicher, dass die exportierten Files alle Anforderungen erfüllen, ohne dass wir einzelne Einstellungen repetitiv vornehmen müssen. Gleichzeitig werden dem Dokument Metadaten mitgegeben, die wir alternativ ohne Skript einzeln manuell eintragen müssten.

 

Die Möglichkeiten mit JavaScript sind riesig und die Basis ist für uns alle vorbereitet – nur ganz leicht versteckt – im InDesign-Menü Fenster > Hilfsprogramme > Skripte.
Teste die mitgelieferten Skripts auf jeden Fall durch. Vielleicht ist etwas dabei, dass dir die Arbeit in deiner Druckvorstufe künftig erleichtert.

 

Nicole Wüthrich
Head of Prepress

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