Eine Illustration von einem Erdbeerbehälter mit diversen roten Gegenständen gefüllt, um die Diversität des Designs von Verpackungen aufzuzeigen.
Nachhaltiges Verpackungs-Design

Nachhaltiges Verpackungs-Design

Philipp Stalder
23. September 2022 – 4 min Lesezeit

Nachhaltigkeit ist in aller Munde und wird von Konsumenten und Handel eingefordert. Obwohl Nachhaltigkeit ein Begriff ist, der von (fast) jedem Menschen unterschiedlich definiert wird, so hat die Allgemeinheit trotzdem die Überzeugung zu wissen, was Nachhaltigkeit bedeutet.

Für die einen ist etwas nachhaltig, wenn es aus nachwachsenden Rohstoffen besteht, für die anderen, wenn es kompostierbar ist. Für die dritten muss es sich nur nachhaltig anfühlen und die wissenschaftlich affinen Personen sprechen von CO2-Reduktion, so dass die Verwendung von Rezyklaten und Vermeidung von weiten Transportwegen betrachtet wird. Diese Aufzählung könnte beliebig verlängert werden. Sie zeigt auf, dass Nachhaltigkeit so individuell ausgelegt wird, wie die Menschen Individuen sind – nämlich von Person zu Person unterschiedlich.


Verpackung ist nicht gleich Packung

Zwei Dinge gehen im Zusammenhang mit nachhaltigen Verpackungen oft vergessen: erstens kaufen wir Konsumenten keine Verpackungen, sondern verpackte Produkte. Die Verbindung von Produkt und Verpackung ergibt eine Packung. Und zweitens ist nicht nur das Material der Verpackungen entscheidend, sondern auch das Design davon. Sowohl formal wie auch grafisch.


3 + 2 + 1

Dazu kommen noch drei Funktionen und zwei Aspekte sowie eine Tatsache, die bei der Beurteilung einer Verpackung berücksichtigt werden müssen. Jede Verkaufsverpackung hat drei Funktionen zu erfüllen: Schutz (von Packgut und Umwelt), Logistik (Transport, Lagerung, Verwertung) und Marketing (Informationsträger). Diese Funktionen werden von den zwei Aspekten Ökonomie und Ökologie beeinflusst. Daraus ergibt sich dann eine möglichst optimale Verpackung, welche dem Produkt, der Produktion, dem Transport und dem Handel, aber natürlich auch uns Konsumenten entspricht. Eine Konsumentenverpackung entspricht im Durchschnitt 4% vom verpackten Inhalt, also dem Produkt, das wir als Packung kaufen. Diese Tatsache wird von der grossen Allgemeinheit oft vergessen. Deshalb werden beispielsweise im Winter Erdbeeren aus Mexiko in nachhaltigen Verpackungen verkauft. Dabei wird offensichtlich, wie schizophren die Allgemeinheit in Bezug auf Nachhaltigkeit handelt. Die in Mexiko angebauten Erdbeeren und deren Transport in der Schweiz sind ein Mehrfaches umweltrelevanter als deren Verpackung. Und da der Verkaufspreis der edlen Früchte entsprechend hoch ist, kann auch eine aufwändige und teure nachhaltig (scheinende) Verpackung eingesetzt werden, um den Konsumenten ein gutes Gefühl zu geben beim Erdbeerenkonsum im Winter.


Design ist mehr als nur Schönheit

Das Design for Recycling beginnt also nicht erst beim Verpackungsdesign, sondern bereits viel früher, wenn die Herstellung, der Transport und das Abpacken von Produkten beachtet wird. Wir als Konsumenten können mit unserem Verhalten einen Beitrag dazu leisten, dass nur nachhaltige Produkte in den Handel kommen. Um beim Beispiel Erdbeeren zu bleiben: der Handel würde diese auf keinen Fall jeden Winter anbieten, wenn wir konsequent keine kauften. Ja, wir kaufen diese, weil der Handel sie anbietet und als nachhaltig auslobt, da die Verpackung aus faserbasiertem Material statt Kunststoff besteht. Hier stellt sich eine weitere Frage in Bezug auf Design for Recycling. Ist Karton nachhaltiger als Kunststoff? Ein Baum wächst ca. 70 Jahre, bis er geerntet und zu Karton verarbeitet werden kann. Um Karton mit gleichen Stabilitätseigenschaften auszustatten wie Kunstsoff benötigt es mehr Material (messbar in Gramm) und zum Schluss kommt noch, dass Karton, Papier und Wellkarton, die direkten Lebensmittelkontakt hatten, nicht mehr rezykliert werden können. Weshalb ist das so? Ganz einfach: Flüssigkeit (in diesem Fall der Saft der Erdbeeren) wird von Karton aufgesaugt. Zuerst wird diese Tatsache durch Verfärbung sichtbar, dann beginnt es zu riechen, Fruchtfliegen und allenfalls Wespen schwirren um die Verpackung und zum Schluss bildet sich Schimmel. Falls eine Lebensmittelverpackung in die Kartonsammlung gelangt, wird sie spätestens beim Aussortieren, vor der Auflösung in einzelne Fasern, aussortiert. Bei Kunststoff ist dies anders, da dieses Material gewaschen werden kann und sich darin weder Mikroorganismen noch Pilze ansiedeln können. Sofern also ein Recyclingkreislauf für Kunststoff besteht, kann dieser mehrfach verwendet werden. Falls nicht, dann wird er thermisch verwertet und erzeugt  Fernwärme. Lebensmittelverpackungen aus Karton und Papier werden immer thermisch verwertet und deren Energiewert ist bei weitem geringer als der von Kunststoff.


Ganzheitliches (Verpackungs-)Denken

Die vorgängigen Ausführungen zeigen, dass Schwarz-Weiss-Denken im Zusammenhang mit Design for Recycling fehl am Platz ist. Dies aus mehreren Gründen. Erstens muss das Verhältnis Produkt, Verpackung beachtet werden, dann der Ressourcenbedarf (Ökologie) des gewählten Packmaterials, die Funktionalität der Verpackung (Schutz, Logistik, Marketing) und deren Verwertung am Ende des Lebenszyklus, sowie der Preis für Beschaffung, Abpacken, Logistik und Entsorgung (Ökonomie).

Nach der Betrachtung all dieser Faktoren, kann das eigentliche Design beginnen. Dieses startet mit der Formgebung einer Verpackung. Je nach Konstruktionsart können weitere Ressourcen eingespart werden sowohl beim Materialbedarf wie auch in der Logistik und nicht zu vergessen beim möglichen Verderb des Produktes (Packgut). Danach kommt das grafische Design, welches mit Farbwahl, Veredelungsverfahren und Flächendeckung die Rezyklier-Fähigkeit einer Verpackung wesentlich beeinflusst. Dunkle Farben, aufwändige Veredelungen (Folien, Lacke usw.) sowie eine grossflächiges Druckbild verringern oder verhindern gar das Recycling selbst von ausgewiesen nachhaltigen Packstoffen.


Fazit

Im Gegensatz zu Printprodukten wie Geschäftsberichten, Verkaufsprospekten, Wettbewerbskarten u.v.m. gilt es bei dem Design von Verpackungen immer vorgängig die drei beschriebenen Funktionen und zwei Aspekte zu betrachten, die jede Verkaufsverpackung erfüllen muss. Grün und Braun sind nicht automatisch ein Indikator für ein nachhaltiges Verpackungsdesign.

Wir von salted führen Ihre (Ver-)Packungen gerne von der Idee bis zur erfolgreichen Lancierung am POS!

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