Art Design von Rubicubes, die die zunehmende Komplexität der sich ständig verändernden Berufsbildern veranschaulicht.

Wandel sucht Offenheit, 100%

Sarah von Wartburg
26. November 2020 – 7 min Lesezeit

Welche Erfahrungen haben Sie mit JavaScript und LUA? In welche crossmedialen Kampagnen waren Sie bisher involviert? Wie sicher sind Sie im Umgang mit Datenmodellen und Datenbank-Abfragen? Die Anforderungen an die Protagonisten der Kommunikationsbranche haben sich verändert! Was tut man also als Arbeitgeber, wenn sich die Branche wandelt, das Berufsbild einer zeitgemässen Adaption aber hinterherhinkt? Klare Anforderungen sind für einen Stellenbeschrieb unabdingbar. Die eindeutige Berufsbezeichnung hingegen sekundär. Gerade das Berufsbild der Polygraf/innen hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Willkommen bei der modernen Mitarbeiterrekrutierung.

 

Vor einiger Zeit machten wir uns auf die Suche nach einer Verstärkung unseres Teams. Trotz sehr differenzierter Anforderungen stand für uns fest, dass wir die Vakanz als (Techno-)Polygraf ausschreiben. Im Stellenprofil gingen wir dann auf Terminologien wie «crossmediale Kommunikation» und «Database Publishing» ein. Wir erhofften uns damit, motivierte und dynamische Persönlichkeiten zu erreichen, die alle konventionellen Aufgaben eines Polygrafen problemlos meistern. Insbesondere aber sollte das Interesse des Bewerbers bestehen, sich interdisziplinär weiterzuentwickeln. Viele Fachpersonen, etablierte Medienschaffende und Vorstufenmitarbeitende haben sich mit uns in Verbindung gesetzt und ihre Dossiers eingesendet.

 

Falsche Stellenbezeichnung?

Beim Prüfen der Dossiers fiel auf, dass der Fokus der Bewerbenden fast ausschliesslich auf konventionellen Satz- und Gestaltungsaufgaben lag. Es gab kaum Hinweise auf den Umgang mit Datenbanksystemen, IT-Knowhow, interdisziplinäres Interesse oder gar konkrete Projekthinweise – eher schön visualisierte Broschüren und Flyer, die dem Ursprung des Berufsbildes entsprechen. Die Bewerbenden gingen so gut wie gar nicht auf die Trends und Veränderungen der Branche ein, sondern untermauerten ihre Erfahrungen in der klassischen Druckvorstufe – sei es in Agenturen oder in Produktionsbetrieben.

 

Offenheit in allen Belangen

Unser Team begann zunehmend das Berufsbild zu hinterfragen. Die interne Überzeugung des Branchenwandels kam nicht von ungefähr und wurde über die letzten Jahre hinweg mit grossem Interesse verfolgt. Wer heutzutage in der Welt der Kommunikation noch bestehen will, muss adaptierbar und offen sein. Offen für neue Werte. Offen für neue Technologien. Offen für neue Strukturen. Offen für neue Hierarchie-Modelle. Offenheit, die seitens Arbeitnehmer zu fehlen schien. Ausgehend davon, dass der Arbeitsmarkt nach wie vor ein heissumkämpftes Spielfeld ist, eine Tatsache, die uns enorm überraschte!

Die Erkenntnis aus dieser unerwarteten Erfahrung war, dass eine zukunftsorientierte Unternehmung in der Kommunikationsbranche wohl künftig beim Rekrutieren über den Tellerrand schauen muss.

Die Sicht über eben diesen Tellerrand war in dieser Geschichte glücklicherweise sehr klar. (Und zugegeben, das nötige Quäntchen Glück kann auch den besten Strategen nicht schaden.) Über Social Media wurde Nicole auf unser Unternehmen aufmerksam. Mit ihr fanden wir schliesslich eine Mitarbeiterin, die nach eben dieser Offenheit und Neuausrichtung ihres gelernten Berufs der Polygrafin gesucht hatte. Für alle nahm die Suche damit ein Happy End!

 

Eine Lücke bietet Platz für Neues

Dass Flexibilität und Agilität zwei unverzichtbare Faktoren einer modernen Unternehmensführung sind, war uns nicht neu. Ganz im Gegenteil! Dennoch erfordert jede Situation eine gründliche Bedürfnisanalyse und eine individuelle Standortbestimmung. So kam es, dass wir uns nach erfolgloser Rekrutierung für einen zweiten Lehrling dafür entschieden, im Jahr 2019 keinen weiteren Ausbildungsplatz anzubieten. Wir wollten abwarten wie sich die Auftragslage angesichts der Neuausrichtung unseres Angebots entwickeln würde und dahingehend entscheiden, welche Art von Lehrstelle für unsere Agentur am sinnvollsten ist. Nach intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema waren wir uns Anfang Jahr einig, dass sich die Ausbildungsinhalte des Polygrafen/der Polygrafin für uns zu wenig weiterentwickelt haben, um sich vom traditionellen Berufsbild abheben bzw. dem modernen Bedürfnis des Marktes anpassen zu können. So kam es, dass wir seit dem Spätsommer 2020 unsere erste angehende Mediamatikerin ausbilden.

 

Mut für neue Rollenbilder

Der Beruf des Mediamatikers ist sehr viel breiter abgestützt als dies im Berufsbild Polygrafie der Fall ist. Während dem sich die Polygrafenausbildung mehrheitlich auf die beiden Themen «Printmedien» und «Technik» konzentriert, besteht in der Mediamatik vielmehr ein Shift weg von Fokus hin zu Diversität. Ein, aus unserer Sicht, sehr zeitgemässer Perspektivenwechsel. Die Medienbranche hat sich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt und das einstige «Steckenpferd» Printmedium ist längst nur noch eine von vielen Disziplinen, die es zu meistern gibt.

Diese Art der Neuorientierung des Ausbildungsplatzes bedingt aber auch ein paar grundlegende Erfordernisse seitens des Unternehmens. So muss beispielsweise jeder der auszubildenden Tätigkeitsfelder vom Ausbildner garantiert werden können. Kein Problem für das vielseitig positionierte Team von salted! Was uns als Agentur über den Lauf der Jahre immer mehr geprägt hat (insbesondere in menschlicher Hinsicht), verschaffte uns nun in dieser Situation einen klaren Vorteil gegenüber uniform ausgerichteter Firmen. Jeder der Ausbildungsschwerpunkte kann mit interner Expertise abgedeckt werden. Für Alenka bedeutet dies mehrere fachbezogene Ansprechpersonen anstelle von einer einzelnen klassischen Ausbildnerin. Wir sehen dies klar als Vorteil für alle Mitarbeitenden: natürlicher Wissenstransfer festigt und challenged die eigene Fachkenntnis, ebenso wird die Ganzheitlichkeit des Teams gefördert, was zu einem erfrischenden Agenturklima beiträgt und mögliche Berührungsängste proaktiv abbaut.

 

Tribut der Polygrafie

Von Beginn weg, hat Leonie, unsere Polygrafin im 4. Ausbildungsjahr, die gewünschte Offenheit signalisiert, unseren unkonventionell angehauchten Agenturspirit mitzutragen. In der Rolle eines ausbildenden Unternehmens sehen wir uns in der Pflicht, unsere Schützlinge auf ihrem Weg bestmöglich zu begleiten, unabhängig von bildungstechnisch manifestierten Lernzielen. Dies tun wir mit voller Leidenschaft, weil wir wissen, wieviel Macht in ehrlicher Passion stecken kann. Förderung ist bereichernd und es ist wunderbar zu sehen, wie Leonie bereits proaktiv in Database Publishing-Projekten mitwirken kann. Bereichernd und motivierend sowohl für salted als auch für Leonie!

Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Gut möglich, dass wir bald eine/n Informatiker/in mit grosser Affinität für Design, visuelle Kommunikation und exzellenten Backkünsten suchen!

 

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